Du bist nicht „ZU IRGENDWAS“!
- Mirjam Hecky
- 12. Jan.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. März
Wenn Dich die Meinungen und Erwartungen anderer erdrücken
Jeden Tag, jedes Wort, jede Entscheidung, jede Interaktion: Führung bedeutet, dass andere Dich ständig beobachten – und nicht nur das: Sie bilden sich eine Meinung zu Dir, Deinem Verhalten, Deiner Person. Sie bewerten Dich!
„Du bist zu direkt!“
„Du gibst zu schnell nach!“
„Warum bist du immer „zu irgendwas“?“
Mal ehrlich: Wie oft hast Du solche Sätze schon gehört? Sie schleichen sich ein, manchmal offen, manchmal zwischen den Zeilen. Und irgendwann fängst du an, an Dir selbst zu zweifeln. Doch Führung ist kein Beliebtheitswettbewerb. Wenn Du versuchst, es allen recht zu machen, machst Du es am Ende niemandem recht – am wenigsten Dir selbst. Und Du wirst immer die Führungskraft sein, die Ihr Fähnchen in den Wind hängt – weil Du nicht zu Dir stehst!
Und gleichzeitig ist es wichtig, Einwände von außen ernst zu nehmen - denn sie könnten ja einen wahren Kern enthalten!
🤔 Wie erklärt sich dieses Bedürfnis anderer, Dir ständig sagen zu wollen, was Du alles nicht bist oder nicht kannst?

Warum andere Dich so gerne bewerten
Menschen neigen dazu, andere zu bewerten und in Schubladen zu stecken. Das hat oft weniger mit Dir zu tun, als mit den Menschen selbst. Aber warum ist das so?
Unsicherheit & Kontrollbedürfnis
Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie ihre Umgebung in klare Kategorien einteilen. Weichst Du von diesen Erwartungen ab, entsteht Unbehagen. Ich nenne das "Das Perfekte-Dinner-Syndrom“: Ich habe eine Erwartung, wie Du etwas „richtig“ zubereiten und darbieten sollst. Machst Du das nicht, bin ich enttäuscht und es gibt Punktabzug - weil mein "richtig" ein anderes "richtig" ist als Deins - und meins ist natürlich "das bessere richtig"! (Negative) Bewertungen sind dann oft ein Versuch, Kontrolle auszuüben: „Wenn ich Dir sage, dass Du zu irgenwas bist, erwarte ich, dass Du Dich anpasst, damit meine Welt geordneter bleibt - mich verunsichert das nämlich, wenn ich Neues ausprobieren soll.“
Soziale Vergleiche
Projektion eigener Unsicherheiten
Normen & Gruppendruck
Hierarchie & Macht
💡Erkenntnis : Andere bewerten Dich nicht zwingend, weil mit Dir etwas nicht stimmt, sondern weil sie sich selbst dadurch stabilisieren, sich in der Gruppe verorten, ihre eigene Unsicherheit kompensieren oder unbewusst Kontrolle ausüben wollen.
🚨Achtung! Das entbindet Dich nicht von der Verantwortung, Dich dennoch kritisch selbst zu reflektieren: Was an der Bewertung „Du bist zu irgendwas!“ hat wahre Anteile, die Du überdenken, anpassen musst oder kannst?
Fremde Erwartungen? Deine Chance!
„zu irgendwas“-Kommentare sind nie neutral! Sie enthalten immer versteckte, bewertende Erwartungen an Dich. Wenn Du genau zuhörst, kannst Du sie entschlüsseln:
Bewertung: „Du bist zu dominant!“
Versteckte Erwartung: "Sei weicher, damit ich mich nicht unsicher fühle."
Bewertung: „Du bist zu nett!“
Versteckte Erwartung: "Setze Dich durch, damit sich hier endlich was bewegt."
Bewertung: „Du bist zu analytisch!“
Versteckte Erwartung: "Triff mal Entscheidungen aus dem Bauch. Hier braucht es Empathie!"
Bewertung: „Du bist zu emotional!“
Versteckte Erwartung: "Sei sachlich, damit ich mich nicht mit Gefühlen auseinandersetzen muss."
💡Erkenntnis: Die meisten Bewertungen sagen möglicherweise mehr über die Person aus, die sie ausspricht, als über Dich und Deine Führungsarbeit.
💡Erkenntnis: Es kann sich lohnen, über eine „zu irgendwas“-Bewertung nachzudenken und daraus Veränderungen für die eigene Führungsarbeit abzuleiten - denn Dein Gegenüber könnte ja wirklich auch einen wahren Kern thematisieren. Stelle Dich aber bitte nicht dauerhaft in Frage.
💡Erkenntnis: Führung bedeutet, fremde Erwartungen auch enttäuschen zu müssen. Du kannst nicht jedem gefallen. Also stehe zu Deinen Entscheidungen, wenn Du sie in alle Richtungen durchdacht hast.
„Führung to go“ – So gehst Du mit Erwartungen um
Spiegeln
„Du findest, ich bin zu direkt? Was genau meinst du damit?“
Das zeigt, dass du Verstehen willst.
Ich-Botschaften
Perspektivwechsel
Nachfragen
Abgrenzung
Humor
Der kleine, aber feine Unterschied - „zu irgendwas“ privat vs. beruflich
Beruflich kommst du um Bewertungen nicht herum – aber du kannst lernen, mit ihnen umzugehen. Souveräne Führung bedeutet, Kritik bewusst zu reflektieren und dabei nicht jedes Urteil zu übernehmen.
Privat hast Du jedoch eine Wahl!
Du entscheidest, mit wem Du Dich umgibst und wem Du erlaubst, seine Meinungen und Erwartungen Dir gegenüber zu äußern.
„Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen Du die meiste Zeit verbringst.“ (Jim Rohn 1930-2009, amerikanischer Autor und Speaker Seine Themen: Persönlichkeitsentwicklung, Erfolgstraining)
Wähle also weise: Wer sind Deine fünf Menschen? Und stelle Dir dazu folgende Fragen:
✅ Wer tut Dir gut? Wer gibt Dir das Gefühl, genau richtig zu sein?
✅ Bei wem kannst Du einfach nur DU sein?
✅ Wen blendet Dein Strahlen nicht? Wer lässt Dich Strahlen?
❌ Und wer sagt Dir stattdessen ständig, was Du alles nicht bist?
❌ Wer hält Dich klein, limitiert Dich?
Darum sage ich: "Stay close to people who feel like sunshine." (Vermutlich von Xan Oku)
Was wäre, Wenn Deine „Zu’s“ Deine Stärken wären?
Führung bedeutet nicht, sich allen fremden Erwartungen zu beugen, sondern einen klaren Kompass zu haben. Deine Führungspersönlichkeit wächst, wenn Du lernst, welche Kritik Du an Dich heranlässt und welche Du bewusst loslässt. Denn Deine vermeintlichen „zu-viel“ oder „zu wenig“ sind vielleicht genau das, was Dein Team braucht?
💫 Zu laut? Vielleicht braucht es Deine starke Stimme!
💫 Zu leise? Vielleicht braucht es Deine ruhige Klarheit!
💫 Zu vorsichtig? Vielleicht braucht es Deine Bedachtsamkeit!
💫 Zu emotional? Vielleicht braucht es genau diese Führung mit Herz!
👉🏻 Führung bedeutet, den Mut zu haben, auch mal anders zu sein als andere es von Dir erwarten. Das bedeutet nicht, perfekt sein zu müssen.
👉🏻 Bewertungen sind Entwicklungschancen, wenn Du Sie mit dem richtigen Ohr hörst.
👉🏻 Du bist nicht die Erwartungen der anderen.
Weil Führung Pflege verdient!
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